Bei der Schneeberger Sägemühle im heutigen Zustand handelt es sich um eine Brettersäge nach "Augsburger Typ", mit oberschlächtigem Wasserrad. Bei diesem Typ von Säge wird durch eine Zahnradübersetzung (das Vorgelege) - die Geschwindigkeit des Gatters - auch bei geringerer Umdrehungsgeschwindigkeit des Wasserrades - noch so erhöht, dass eine akzeptabel Schnittleistung erzielt werden kann. Somit war es auch möglich, mit wenig Wasser ein Sägewerk zu betreiben.
Der Ausdruck "Venezianer-Gatter" ist ein eher volkstümlicher Ausdruck jüngerer Zeit für sog. "Einblattsägen", wie auch die "Schneeberger Sägemühle" eine ist. Er dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Venetianer durch ihren großen Holzbedarf die Gründung von Sägemühlen vom Mittelmeerraum her zu uns vorantrieben.
Teile im Freien
Teilungswerk 1: Vorrichtungen zur Teilung des Wasserflusses Bach-Fluder
Bei uns wird das Wasser in einer etwa 150 m langen Rohrleitung (Durchmesser 30 cm) bis zu einem weiteren Teilungswerk geleitet.
Ab hier - wie ursprünglich - im Fluter (Fluder), einem offenen Gerinne aus Holzbalken und Stützen, zum Wasserrad geleitet.
Bewegliche Klappe zum Öffnen, damit das Wasser direkt auf das Rad stürzt.
Wasserrad mit einem Durchmesser von ca. 3,8 Metern.
Im Zentrum des Wasserrades der Wellbaum oder Grindlbaum mit beidseitigen Ankern und Zapfen auf Holzlagern.
Teile im Untergeschoss
Grindlbaum (Durchmesser ca. 500 mm) mit Zapfenlager aus Holz.
Vorgelege, um die langsame Geschwindigkeit des Wasserrades in eine raschere Bewegung des Exzenters und damit des Sägerahmens (Gatters) umzuwandeln.
Solche Vorgelege gibt es seit etwa 1810. Damals auch Sägen mit dem Vorsatze genannt. Es war ein großer Aufschwung in der Sägentechnik.
Großes Zahnrad, Kumrad oder Kamprad (Kämp sind die Zähne). Unser Kumrad besitzt 204 Zähne. Diese wurden aus sieben Jahre gelagertem Buchenholz handgefertigt.
Kleines Zahnrad (Ritzel) aus Eisen: Dieses Ritzel liegt auf der Vorgelegewelle, auf der sich auch das Schwungrad und das Kurbelrad mit dem Kurbelzapfen befindet.
Das Kurbelrad hat die Aufgabe, die drehende Bewegung der Vorgelegewelle in eine Auf- und Abbewegung des Gatterrahmens umzuwandeln. In der Mundart des Schneeberggebietes wurde die Kurbelwelle "Anzn" genannt.
Das Schwungrad gleicht die unregelmäßigen Belastungen beim Schnitt bzw. beim unbelasteten Hochziehen des Sägeblattes aus.
Zusätzlich befindet sich auf der Vorgelegewelle noch ein später eingebautes Riemenrad, das bei angespannten Riemen den Sägewagen nach dem Schnittvorgang in die Anfangsposition zurück befördert.
Der Kurbelzapfen bewegt die Kurbelstange, die mit dem unteren Balken (Joch) des Sägerahmens über ein Lager verbunden ist, auf und ab.
Vom Untergeschoss sehen wir auch das hölzerne Kranzrad, welches über die Vorschubwelle und dem Stockrad, ein hölzerner Triebling (kleines Rad mit Speichen), die Zahnstange des Blochwagens antreibt.
Teile im Obergeschoss
Gatterrahmen, welcher im Gatterbett auf- und abbewegt wird.
Es können max. 2 Sägeblätter mit Hilfe des Spannbügels eingespannt werden.
Das Sägeblatt hat einen Vorhang. Das heißt: es ist unten in der Sägerichtung etwas nach hinten versetzt eingespannt. Dies bewirkt, dass bei der Abwärtsbewegung das Sägeblatt über die ganze Länge gleichmäßig Späne abhebt. Während des Schnittes steht der Sägewagen still.
Sägewagen:
Der Sägewagen oder Blochwagen läuft auf Eisenrollen. In der Mitte ist ein Winkeleisen und die Rollen sind keilförmig zur geraden Führung des Wagens.
Das Bloch (der Baumstamm) wird mit Hilfe des Zwängbaumes und der Zugspindeln fixiert.
Einseitig stecken mehrere Beilagen, welche die Position des Schnittes und damit die Dicke des Brettes bestimmen.
Der Vorschub:
Ein bedeutender Fortschritt für die Verbreitung der Sägewerke war die Konstruktion des Vorschubes, wie wir ihn heute haben. Der Vorschub des Bloches darf nur während der Aufwärtsbewegung des Gatters (Sägeblattes) erfolgen.
Noch Leonardo da Vinci, ein großer Künstler, aber auch Ingenieur, versuchte den Vorschub mit Hilfe eines Seilzuges und der Schwerkraft eines über eine Umlenkrolle daran gehängten Gewichtes zu bewerkstelligen. Das Verfahren scheiterte, da die Schwerkraft und damit die Fortbewegung auch während des Schnittes erfolgte, der Kraftbedarf war zu hoch.
Durch die sinnreiche Konstruktion des Vorschubes, wie sie später bei allen Sägen Verwendung fand, steht der Wagen während des Schneidevorganges still und wird erst während des Hochfahrens des Sägeblattes um die Breite des Vorhanges kontinuierlich vorgefahren.
Ein federndes Hartholzbrett (Auf- und Abbewegung des Gatters, anderseits eine bogenförmige Bewegung des weiterführenden Hebels) betätigt den oben liegenden Hebel. Bei unserer Säge wird die Bewegung des Hebels über einen zweiten Hebel zur Wippwelle übertragen. Diese Welle macht dadurch eine oszillierende Drehbewegung.
Kulisse:
Auf der Wippwelle sitzt die Kulisse, die eine segmentförmige Bewegung ausführt. Es ist leicht einzusehen, dass diese segmentförmige Bewegung der Kulisse unten einen kürzeren Weg als oben einnimmt.
Stoßstange:
Je nachdem die Stoßstange in die Kulisse weiter unten oder weiter oben eingreift, wird sich der Weg der stoßende Bewegung dieser Stange ändern. Der einstellbare Weg, den die Stoßstange vollführt, ist proportional dem Vorschub des Sägewagens. Bei schwachen Weichholzstämmen wird ein längerer, bei starken oder Hartholzstämmen ein kürzerer Weg gewählt.
Schiebebacke:
Die von der Schiebestange bewegte Schiebebacke greift in das Vorschubrad und bewegt dieses stoßweise nach vorne.
Bei der Rückwärtsbewegung wird das Rad durch eine Sperrbacke (unterhalb der Schiebebacke) gebremst.
Vorschubrad:
Das Vorschubrad treibt über eine weitere Zahnradübersetzung das Kranzrad, das wir bereits unten gesehen haben, und dieses über die Vorschubwelle den Sägewagen.
Ist der Schnitt fertig und damit der Wagen im hinteren Teil des Sägehauses, kann der Sägemeister mit der Handkurbel oder durch Spannen des Riemenantriebes den Wagen wieder nach vorne befördern.
TOP |